Doktorandenseminar in Istanbul

Istanbul, 

Das nunmehr sechste gemeinsame Seminar der Doktoranden von Prof. Dr. Stephan Kudert und Prof. Dr. Adrian Cloer fand im November 2012 in Istanbul statt.

Das Seminar in der türkischen Wirtschaftsmetropole dauerte von Donnerstag, den 15. bis Sonntag, den 18. November 2012. Als Gäste nahmen Dr. Dr. Marcin Jamrozy von der SGH in Warschau (Szkoła Główna Handlowa w Warszawie) und erstmalig Prof. Dr. Christina Elschner (Europa-Universität Viadrina und ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) teil.

Am ersten Tag reisten die Teilnehmer und Gäste des Seminars individuell an. Bei einem abendlichen Get-together und einem ersten Rundgang durch das abendliche Istanbul, konnten die Teilnehmer und Gäste einen ersten Eindruck von der insgesamt über dreizehn Millionen Einwohner (offiziell, 2010) umfassenden Metropole und die ungezwungene Lebensart ihrer Bewohner erhalten.

Der zweite Tag begann am Vormittag mit den Vorträgen von Prof. Dr. Kudert, Prof. Dr. Cloer und Prof. Dr. Elschner. Sie referierten in einem dreigeteilten Vortrag über die unterschiedlichen Forschungsmethoden der Steuerwissenschaften und ihre aktuellen Entwicklungen. Prof. Dr. Kudert ging dabei auf den theoretischen Forschungsansatz, speziell auf die von Gerd Rose begründete Taxografische Analyse ein. Prof. Dr. Elschner berichtete über den empirischen Forschungsansatz und informierte zusätzlich über die verschiedenen Verwertungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen. Prof. Dr. Cloer stellte die Bedeutung der juristischen Steuerforschung heraus und berichtete von aktuellen steuerrechtlichen Trends im gesamteuropäischen Kontext. Im Anschluss an die Vorträge der drei erfahrenen Wissenschaftler stellten Stefan Trencsik (Investitionsvehikel bei Immobilieninvestments), Jens Glowienka (ökonomische Wirkungen der Hinzurechnungsbesteuerung) und Agnieszka Kopec (hybride Finanzierungsinstrumente bei Outbound-Investitionen) aktuelle Forschungsvorhaben vor und präsentierten ihre (Zwischen-)Ergebnisse dem Auditorium. Dieses diskutierte die Ergebnisse im Anschluss in gewohnt konstruktiv-kritischer Weise.

Nach diesem ersten Vortragsteil wurde von Herrn Prof. Dr. Cloer und seiner Mitarbeiterin Annemarie Conrath ein Besuch im deutschen Generalkonsulat in Istanbul organisiert. Hier führte Dr. Philipp Deichmann, Ständiger Vertreter, durch die Räumlichkeiten des geschichtsreichen Gebäudes. Außerdem berichtete Dr. Deichmann über die aktuellen politischen Entwicklungen in der Türkei und ihre Würdigung durch die deutsche Außenpolitik.

Im Anschluss an diesen interessanten Exkurs referierte Herr Bayraktaroglu, Tax and Legal Services Partner von PricewaterhouseCoopers in Istanbul, über aktuelle Entwicklungen der türkischen Wirtschaft. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei in seinem eigenem Tätigkeitsbereich, der Betreuung von größeren Bauvorhaben. Er stellte auch heraus, dass sich insbesondere auch deutsche Investoren verstärkt dem türkischen Immobilienmarkt zuwenden.

Zum Abschluss dieses Tages fand ein gemeinsames Abendessen der Teilnehmer und der türkischen Gastgeber in gemütlicher Atmosphäre statt. Das dazu von den Gastgebern ausgewählte Restaurant befand sich unweit der 1. Bosporus-Brücke (1. Boğaziçi Köprüsü) am westlichen Ufer des Bosporus.

Am dritten Tag des Seminars wurden die Forschungsvorhaben und (Zwischen-)Ergebnisse der anderen Doktoranden einer kritischen Würdigung unterworfen. So sprach Feriz Sejdija über die grenzüberschreitende Ver- und Entstrickung im Einheitsunternehmen, Christian Lendewig über Einordnungskonflikte als Instrumente der Internationalen Steuerplanung und Silke Penner über ertrag- und umsatzsteuerliche Probleme bei digitalen Währungen. Nach einer kurzen Mittagspause berichtete Daniela Blaudow über Standortwahlentscheidungen bei Holdinggesellschaften, Jörn Keilhoff über den Methodenwechsel in der deutschen Abkommenspolitik und Thorsten Krain skizzierte eine Forschungsarbeit über Probleme der Land- und Forstwirtschaft im Internationalen Steuerrecht.

Abgeschlossen wurde dieser dritte Tag durch ein typisch-türkisches Abendessen unweit des zu jeder Tageszeit belebten Taksim-Platzes. Ausklang fand der Abend im Anschluss daran durch einen gemütlichen Spaziergang inmitten der Nachtschwärmer der Stadt.

Der letzte Tag konnte aufgrund der unterschiedlichen Abflugzeiten der einzelnen Teilnehmer nicht vollständig gemeinsam verbracht werden. So nutzten die verbliebenen Teilnehmer individuell ihre Zeit bis zur Abreise, um verschiedene Sehenswürdigkeiten der über 2600 Jahre alten Stadt zu besichtigen. Natürlich blieb nur Zeit für den Besuch eines kleinen Ausschnittes. Besichtigt wurden beispielsweise die Hagia Sofia (Ayasofya), die Sultan-Ahmed-Moschee (Sultanahmet Camii oder blaue Moschee), der Deutsche Brunnen (Alman Çeşmesi oder Kaiser-Wilhelm-Brunnen) und die Reste des aus der Zeit Kaiser Konstantins I entstandenen Hippodroms. Dabei konnten auf dem heutigen Sultan-Ahmet-Platz (Sultanahmet Meydanı) die Schlangensäule aus dem Tempel des Appollon in Delphi, der marmorne Obelisk aus der Zeit Thutmosis III aus dem Tempel Karnak in Luxor und der gemauerte Obelisk besichtigt werden. Auch gelang Einigen ein flüchtiger Blick auf die weitläufigen Außenanlagen des Topkapi-Palastes (Topkapı Sarayı), der innerhalb des äußeren Wehrkreises den Gülhane-Park beherbergt.

Jedoch bestand ein großer Konsens der Teilnehmer darüber, dass nur weitere Besuche in dieser blühenden Metropole die Informationsbedürfnisse weiter befriedigen können. Insoweit bot das sechste Doktorandenseminar neben interessanten und kontruktiven Diskussionen, die beste Gelegenheit, Inspirationen für zukünftige private Reisepläne zu erhalten. Das sechste Doktorandenseminar folgte daher der bislang etablierten Tradition, Nützliches mit dem Interessanten zu verbinden. Das folgende Seminar im Mai 2013 wird dann pünktlich zum EU-Beitritt in Dubrovnik (Kroatien) stattfinden.


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