Studie zur Vergütung im Musikstreaming veröffentlicht
Die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Studie analysiert erstmals den deutschen Markt für Musikstreaming.
Der deutsche Markt für Musikstreaming boomt. Im Jahr 2023 standen Hörer:innen rund 71,7 Millionen Musiktitel von etwa 5,4 Millionen Künstler:innen zur Verfügung. Doch kommt dieser Boom auch auf den Konten der Musikschaffenden an? Eine Studie unter Co-Leitung der Betriebswissenschaftlerin Prof. Dr. Jana Costas analysiert erstmals die Vergütungssituation und Rahmenbedingungen von Musikschaffenden, deren Musik in Deutschland abrufbar ist. Die Studie „Vergütung im deutschen Markt für Musikstreaming“ wurde heute veröffentlicht und gibt ein differenziertes Bild über Gewinner und Verlierer des digitalen Musikmarktes.
Autor:innen stellen Polarisierung der Vergütung und Mangel an Transparenz fest
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Musikschaffenden in großen Teilen unzufrieden mit der Vergütung ihrer Arbeit sind“, sagt Costas. „Die Einnahmen von Musikschaffenden sind außerdem ungleich verteilt: 75% der Umsätze entfallen auf 0,1% der Künstler:innen.“ Laut der Wissenschaftlerin zeige sich die Polarisierung auch im Hinblick auf die Entwicklung der Einnahmen über einen Fünfjahreszeitraum. In der Befragung gaben 38 % der Musikschaffenden an, von steigenden Streamingeinnahmen und 35 % von steigenden Gesamteinnahmen profitiert zu haben. Hingegen verzeichneten 38 % rückläufige Gesamteinnahmen und 25 % der Befragten sinkende Streamingeinnahmen.
Dass das Musikstreaming prinzipiell schlechter als der frühere CD-Markt sei, konnten die Autor:innen nicht zwangsläufig feststellen. „Wenn wir uns anschauen, wie viele Musikschaffende 2023 Umsätze über den Grundfreibetrag durch Musikstreaming erzielt haben, dann waren das im Vergleich zu 2002, also noch im Zeitalter der CD, mehr als doppelt so viele. Bei Künstler:innen mit mittleren und vor allem sehr hohen Umsätzen zeigt sich ebenfalls ein Anstieg“, sagt Costas. Warum einige Musikschaffende zu den Gewinnern, andere zu den Verlierern des Musikstreamings gehören, habe systemische Gründe. Die Transparenz über die Ausschüttungen der Einnahmen müsse verbessert und entsprechende gesetzliche Regelungen geschaffen werden, so die Autor:innen.
Studie basiert auf umfangreicher Datenerhebung
Der Forschungsbericht „Vergütung im deutschen Markt für Musikstreaming“ wurde durch das Forschungsnetzwerk Digitale Kultur veröffentlicht. Neben Jana Costas ist der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Patrick Vonderau Co-Leiter der Studie. Sie besteht aus vier Teilstudien: erstens, eine Metastudie derzeitig vorliegender wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Literatur; zweitens, mehr als 60 qualitative Interviews mit Akteuren der deutschen Musikindustrie; drittens, eine deutschlandweite Befragung von rund 3.000 Musikschaffenden; sowie viertens, eine Datenanalyse des deutschen Marktes für Musikaufnahmen über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren. Ergänzt wurde die Untersuchung durch ein Gutachten von Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Philipp Hacker über die Transparenz in der Vergütung im Musikstreamingmarkt. Die unabhängige Forschungsstudie wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Medienberichte zur Studie sind auf der Seite des Deutschlandfunks, des ZDFs sowie des Bayrischen Rundfunks zu finden.
Beitrag teilen: