Forschung

Forschungsprofil

Die Forschung am Lehrstuhl für Internationales Management zielt darauf ab, relevantes und neues Wissen in unterschiedlichen Bereichen des Fachgebietes zu schaffen. Viele Projekte haben dabei einen Bezug zu institutionenökonomischen Ansätzen und zu klassischen Theorien des Internationalen Managements, etwa den Markteintritts- Innovations-, oder Wettbewerbsstrategien neuer und etablierter Akteure.

Dabei fokussieren die aktuellen Forschungsschwerpunkte unter anderem auf klassische Themen des Internationalen Managements, wie Legitimität, Verlagerung und Rückverlagerung oder Marktauswahl- und Eintritt. Daneben bilden auch Innovationsprozesse auf verschiedenen institutionellen Ebenen, in verschiedenen Ökosystemen und unter temporalen Gesichtspunkten einen weiteren Forschungsschwerpunkt. Diversität, inklusive Organisationen, und Nachhaltigkeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in aktuellen Forschungsprojekten am Lehrstuhl.

Neben diesen Einzelprojekten haben sich Forschungsschwerpunkte am Lehrstuhl entwickelt, die im Zusammenhang mit größeren Forschungsprogrammen stehen. Dies sind vor allem die von der Dieter Schwarz Stiftung geförderten Projekte "Entrepreneurship Research Lab" und das M&M Graduiertenkolleg „Dynamic Capabilities and Relationships“, sowie die B/Orders in Motion Initiative der Viadrina, und das DFG Graduiertenkolleg „Pfade organisatorischer Prozesse“.

Das Graduiertenkolleg „Dynamic Capabilities and Relationships“ und das „Entrepreneurship Research Lab“ (ERLab) sind zwei herausragende Drittmittelprojekte an der Europa-Universität Viadrina mit der Dieter-Schwarz Stiftung in Heilbronn, die sich durch innovative Forschungsansätze auszeichnen. Das von 2013-2020 bestehende Graduiertenkolleg, geleitet von Prof. Martin Eisend, Prof. Jochen Koch und Sprecher Prof. Albrecht Söllner, widmete sich der Untersuchung dynamischer Kompetenzen und Geschäftsbeziehungen mit einem jährlichen Drittmittelaufkommen von über 300.000 Euro. Es erforschte, wie sich intra- und interorganisationale Kompetenzen und Geschäftsbeziehungen im Zeitverlauf entwickeln, um sich an verändernde Umstände anzupassen oder wirtschaftliche Prozesse neu zu gestalten.

Am 1. Januar 2023 startete das ERLab als Folgeprojekt, initiiert von Prof. Dr. Martin Eisend, Prof. Dr. Albrecht Söllner und Prof. Dr. Jochen Koch, mit dem Ziel, unternehmerische Ökosysteme zu erforschen und das Verständnis für Erfolg und Misserfolg bei Unternehmensgründungen zu erweitern. In Kooperation mit den Heilbronner „Campus Founders“ und finanziert durch die Dieter-Schwarz-Stiftung, strebt das ERLab danach, einen bedeutenden Beitrag zur Entrepreneurship-Forschung zu leisten. Durch die Analyse von Gemeinschaft, Kreativität und Kommunikation in unternehmerischen Ökosystemen soll das Verständnis für nachhaltige Innovationen und deren gesellschaftlichen Wert gesteigert werden.

Beide Projekte unterstreichen die Bemühungen der Viadrina, durch praxisnahe und international relevante Forschung, die Brücke zwischen wissenschaftlicher Theorie und unternehmerischer Praxis zu schlagen und damit einen wertvollen Beitrag zum wirtschaftswissenschaftlichen Diskurs zu leisten.

Der IMA-Lehrstuhl hat sich 2013 an der Ausschreibung des Präsidiums der Viadrina im Rahmen des thematischen Forschungsschwerpunkts „B/Orders in Motion“ beteiligt und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen Anne Kraus, Lars Kirchhoff und Jürgen Neyer erfolgreich einen Antrag zum Thema „Grenzmanagement in triadisch strukturierten internationalen Aushandlungsprozessen“ eingereicht. Yevgen Bogodistov verstärkt die Forschergruppe von Seiten des IMA-Lehrstuhls. In dem für drei Jahre geförderten Projekt geht es vor allem um Konfliktsituationen, die zwischen den beteiligten Parteien nicht gelöst werden können und um die Frage, wie Drittparteien zu einer Verbesserung der Situation beitragen können. Dabei kann es sich im Prinzip um so unterschiedliche Konfliktsituationen wie bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Staaten oder aber um Verteilungskonflikte bei der Kostendeckung von Kindertagesstätten handeln. Immer geht es darum, wie Dritte „konstruktiv“ in den Konflikt eingreifen und ggf. durch Verschiebung von Grenzen in den jeweiligen Präferenzräumen der Beteiligten eine bessere Lösung herbeiführen können. Potentielle Eigeninteressen der Drittparteien aber auch Auswirkungen auf andere Parteien werden explizit berücksichtigt.

Erste Teilprojekte des Lehrstuhls, die im Rahmen des Programms erforscht werden, berühren die Themen Inklusion und institutionelle Distanz. Lukas Wiafe und Albrecht Söllner analysieren im Inklusionsprojekt die Grenzen, die die Zugehörigkeit zu und Akzeptanz in sozialen Einheiten, beispielsweise in Organisationen, festlegen. Die bisherige Debatte betont entweder ethische Argumente oder aber Effizienz- und Performance Aspekte. In den Projekten von Lukas Wiafe und Albrecht Söllner werden diese Argumentationsstränge um eine Perspektive erweitert, die den Diskurs über Inklusion zum Dreh- und Angelpunkt einer Institutionalisierung von Inklusion werden lässt. Die im Ergebnis angestrebten Aussagen sollen eine Relevanz für das Miteinander in heterogenen sozialen Einheiten, aber auch für die Leistungsfähigkeit dieser Gemeinschaften haben.

Moritz Botts und Albrecht Söllner gehen der Frage nach, warum Europa aktuell nicht so funktioniert, wie es funktionieren sollte. Durch die Berücksichtigung der „institutionellen Distanz“ zwischen den Mitgliedsstaaten werden innereuropäische Grenzen deutlich, die begründen, warum identische Spielregeln in Brüssel, Berlin und Athen zu sehr unterschiedlichen Interpretationen und im Ergebnis auch zu sehr unterschiedlichem Verhalten führen werden. Ein besseres Verständnis des Konzepts der institutionellen Distanz kann somit dazu führen, zunächst unsichtbare Konflikte zwischen den EU Mitgliedern frühzeitig zu erkennen und sie durch ein intelligentes institutionelles „Entrepreneurship“ zu entschärfen.

Die Diskussion um weitere Projekte und die gemeinsame theoretische Basis der aus unterschiedlichen Disziplinen stammenden Forscher(innen) hat gerade begonnen und wird in den kommenden Monaten erste Ergebnisse erbringen.

In dem von der DFG geförderten Graduiertenkolleg „Pfade organisatorischer Prozesse“ (www.pfadkolleg.de) forscht inzwischen die dritte Kohorte von Doktoranden. Ziel des Graduiertenkollegs, zu dessen Trägern Albrecht Söllner seit der Gründung des Kollegs gehört, ist es, Prozesse der Pfadabhängigkeit in und zwischen Organisationen zu erforschen. Ausgangspunkt ist die weithin beachtete Theorie der Pfadabhängigkeit von Technologien. Diese wird auf organisatorische Prozesse übertragen, d.h. auf Entwicklungsverläufe in und zwischen Organisationen. Die Analyse solcher im Endergebnis erstarrter Entwicklungsverläufe erlaubt einen innovativen Zugang zum Verständnis der Wandelfähigkeit von Unternehmen und anderen Institutionen. »Reformstau« und Trägheit von Organisationen werden als Ergebnis zunächst unsichtbarer Pfadabhängigkeiten und sich einstellender Lock-ins erforscht und erklärt. Die Arbeiten des Kollegs bleiben jedoch nicht bei der Konstatierung organisatorischer Pfadabhängigkeiten stehen, es werden auch Möglichkeiten und Methoden einer Brechung von Pfaden (»De-locking«) erkundet. Die Pfadbrechung ist eine für die Pfadforschung neue Perspektive, die gerade aus betriebswirtschaftlicher Sicht besonders bedeutsam erscheint. Darüber hinaus wird mit der Analyse der Konstitution und der Brechung von Pfaden auch der Weg geebnet, die Möglichkeiten einer gezielten Pfadkreation zu erkunden.

Das Kolleg untersucht mit empirisch ausgerichteten Teilprojekten den Entwicklungsverlauf organisatorischer Pfade, und zwar auf vier Ebenen: (1) Individuum/Dyade/Gruppe, (2) Organisation, (3) Interorganisationale Beziehungen und Netzwerke, sowie (4) Gesellschaft (inkl. Branche und Region), wobei der Interdependenz zwischen den Ebenen eine besondere Aufmerksamkeit gilt.

Das Thema des Kollegs hat die Lehr- und Forschungstätigkeiten des Lehrstuhls für Internationales Management sehr geprägt und verschiedene Forschungsaktivitäten beeinflusst und angeregt.

Sekretariat Marion Elsner

Lehrstuhl für Internationales Management

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